Wie ich aufs Alpenradeln gekommen bin

Schon als Bub fand ich heraus, daß man die Umgebung von Memmingen mit seinen Wiesen, Hügeln, Weihern und Wäldern ganz toll mit dem Fahrrad erforschen kann. Mit 31 Jahre zog ich nach Aschaffenburg, und auch dort ließ sich die neue Heimat mit Main und Spessart auf eigene Art und Weise kennenlernen.

Die Idee zur Alpenüberquerung per pedale entstand erst, als zwei Freunde eine solche Radel-Transalp einfach mal mit Erfolg ausprobierten. Und dazu noch samt Gepäck!

Es dauerte eine Weile, bis ich es mir selber zutraute, aber dann saß ich im Juni 1993 auf einem dünnen 10-Gang-Radl der Marke Rixe und startete mit einem Spezl von Memmingen los in Richtung Schweiz. Ausgerüstet mit zwei Gepäcktaschen Marke „Blickdicht“ und einer billigen Lenkertasche, über die ich bei Regen eine Plastiktüte drüberstülpen mußte. Aufgeregt und nervös, ob ich die Berge überhaupt hochkomm… Aber nach 5 Tagen erreichten wir doch tatsächlich Italien, hinter uns den Albula- und den Bernina-Paß, zwei Zweitausender. Und in mir ein Riesen-Glücksgefühl. Ich hatte es geschafft. Der Weg war bereitet. Da war auf einmal etwas total Neues, etwas Spannendes, das mich nicht mehr loslassen sollte.

Was folgte, waren 24 Alpenüberquerungen, die Pazifik-Radtour von Kanada bis an die mexikanische Grenze, Memmingen-Mallorca, drei Wochen Kuba und die Tour Allgäu-Adria, schräg über die Alpen nach Kroatien, und letztes Jahr der 4-Tage-Trip Aschaffenburg-Memmingen.


Was mir daran gefällt

Warum tut man sich das an, dieses Berge-Radeln? Setzt sich patschnassen Regenstunden und schweißtreibenden Berganstiegen und lärmenden Bundesstraßen aus? Und ausgerechnet mit dem Fahrrad? Und schleppt dazu noch sein ganzes Gerödel mit?

Nun, mit dem Fahrrad kann man einfach mehr entdecken als mit Auto oder Motorrad und ist zum anderen schneller als zu Fuß. Man ist bin draußen, spürt die Landschaft ganz anders, intensiver, nimmt sie deutlich wahr. Seien es rauschende Bergbäche, grüne Buckelwiesen, nette Ortschaften, grandiose Fernblicke, Felsschluchten, Paßhöhen, rasante Abfahrten. Geschichten passieren.

Man begegnet verschiedenen Menschen. Auch sich selbst.

Dann spürt man irgendwann, daß gerade dieses langsame, gemächliche Unterwegs-Sein mehr bedeutet und einen mehr erfüllt als das Ankommen. Denn hinter jeden Kurve wartet ein neues Bild.

Und die Sache mit dem Gepäck? Nun, man ist da einfach unabhängiger, kann seine Tagesetappen nach Lust und Laune und Wetter einteilen und anhalten, wo man will, und weiterfahren, wann man will.

Was das Radeln mit Kamasutra zu tun hat

So heißt mein Fahrrad: ein Tourenrad der Marke Kona Sutra, deswegen kurzerhand „Kamasutra“ getauft, mit 24 Gängen und Scheibenbremsen. An Gepäck hab ich meist vier wetterfeste Fahrradtaschen dabei, einen wasserdichten Packsack für das Zelt sowie die Lenkertasche. Geschlafen wird im Zelt, beim Bauern in Strohlagern, in kleinen Pensionen oder was sich sonst ergibt

Was es sonst noch zu mir zu sagen gibt

Ich bin 1959 in Memmingen geboren und ahnte in diesem Moment noch nichts davon, dass Strampeln auch auf dem Fahrrad Spaß machen könnte. Erst recht, wenn man damit auch noch die Welt entdecken kann. Seit meiner „Umsiedelung“ nach Aschaffenburg im Jahr 1991 verdiene ich meine Brötchen als Touristikkaufmann. Meine Radelreviere sind der Spessart, der Odenwald und das Allgäu, aber ich bin auch gern in der großen weiten Welt unterwegs.

Auf einer dieser Touren hatte ich meinen Wahlspruch entdeckt:

„Es kommt nicht darauf an, wieviele Kilometer man macht,
sondern was in diesen Kilometern drin ist.“